Wenn die Eltern mitmischen

Viele, vor allem junge Paare machen eine sehr unangenehme Erfahrung:
Die Eltern mischen sich aktiv in die Liebesbeziehung ein, wollen sie doch nur das Beste für ihr Kind.

Unabhängig davon, dass das Kind in der Regel erwachsen ist und kein Kind mehr, stellt diese Einmischung, seien es subtile oder offene Andeutungen, eine Grenzverletzung dar, eine Respektlosigkeit, sowie die Unterstellung: Ich weiß es besser als du.

Das Vertrauen in die erwachsene Tochter, den erwachsenen Sohn, eine gute Entscheidung zu treffen, ist nicht vorhanden.

Neben dem Loyalitätskonflikt, der entsteht, werden auch andere Beziehungen in den Konflikt involviert und sind Belastungen ausgesetzt:
Die zum Partner: in, den Eltern und potentiellen Schwiegereltern, zu den Verwandten, die sich auch unmittelbar in einem Loyalitätskonflikt befinden, ohne darum gebeten zu haben.
Und noch weiter in die Zukunft geschaut: Auch potenzielle Enkelkinder sind betroffen.

Vielen ist nicht klar, welche Folgen diese Einmischung haben kann,
es steht viel auf dem Spiel:
Soll der Sohn, die Tochter sich wirklich für eine Beziehung zugunsten der Eltern entscheiden, gegen den Partner:in? Die Deutungshoheit der Liebesbeziehung den Eltern überlassen, weiter „Kind“ sein?

Oder für Selbstbestimmung:
Loyalität zum Partner, zu sich selbst.
Aber wie soll man dann den Eltern weiterhin begegnen?
Die Beziehungen sind belastet, wenn nicht sogar vergiftet, da ist ein Riss, der mitunter nicht mehr gekittet werden kann.

Jede:r möchte ernst genommen und wertschätzend behandelt werden, jede:r hat das Recht, eigene Entscheidungen zu treffen.
Jede:r darf seine Zukunft selbst gestalten, selbstbestimmt und so frei wie möglich.
Eigentlich genau das, was sich viele Eltern wünschen:
Das erwachsene Kind, das seine eigenen Entscheidungen trifft, eine Persönlichkeit, die ihre eigene Biografie schreibt, seinen eigenen Lebensentwurf wagt, seinen Weg der Liebe geht.
Die eigene Liebe zu leben, das ist nicht verhandelbar:
„Kein Hindernis aus Stein hält Liebe auf, was Liebe kann, das wagt sie auch“
Shakespeare, Romeo & Julia