Offene Beziehung – Beziehungsform der Zukunft?!

Linda* und Ben* sind seit 6 Jahren ein Paar. Linda verliebte sich in Franzi*. Linda war total aufgewühlt, was bedeutet das für sie, sie war sich nicht mehr sicher, wohin die Reise gehen sollte.
Ganz klar spürte sie die Zugehörigkeit zu Ben, aber auch eine starkes sexuelles Verlangen zu Franzi, dass war neu für sie. Die Verliebtheit machte sie völlig “ high“, ein tolles Gefühl, auf keinen Fall wollte sie das aufgeben.

Wie damit umgehen?

Linda entschied sich, wie sie es nannte, für eine“ Flucht nach vorn“. Das gemeinsame Gespräch mit Ben war nicht leicht, doch Linda war es wichtig, nicht Tatsachen zu schaffen und eine heimliche Affäre zu beginnen. Denn eins war ihr auch klar: Auf keinen Fall wollte sie Ben verlieren.

Zu sich stehen

Offen schilderte sie ihre Gefühle für Franzi, Ben kämpfte mit widersprüchlichen Gefühlen, Verlustängsten, Wut, Trauer, Eifersucht. Nächte redeten sie sich die Köpfe heiß und dann kam eine Frage von Linda, die bei Ben den Schalter umlegte: Du findest doch auch andere attraktiv, fühlst dich sexuell hingezogen, aber wolltest unsere Beziehung nicht gefährden,oder?

Sich öffnen

Sich für andere Menschen intim zu öffnen, Begehren, Verliebtsein zu leben, lässt andere Welten, Horizonte erleben. Neue Aspekte können erlebt und gelebt werden, Sex mit einem anderen Menschen ist aufregend, attraktiv, sexuelle Bedürfnisse, die in der Beziehung keinen Raum finden, können gelebt werden.

Für mich als Paartherapeutin ist ganz klar, dass kein Mensch alles für einen Anderen sein kann.
Bedürfnisse, Sehnsüchte liegen möglicherweise brach, etwas fehlt. Dies zeigt sich ganz klar in den hohen Zahlen von heimlichen Affären, Seitensprungagenturen boomen.
Gerade das Heimliche, Unausgesprochene ist etwas, was eine Beziehung stark gefährdet, neben der starken Verletzung ist es oft der Vertrauensbruch, der meist zu einem Ende der Beziehung führt.
Eine offene Beziehung kann eine Brücke sein, zwischen Exklusivität in bestimmten Bereichen und das Ausleben von Bedürfnissen. Ihre Basis ist Vertrauen, Offenheit, Treue zu sich selbst. Immer mehr Paare leben und lieben so.

Klar sein

Genau das wollte Linda nicht, nichts Heimliches, kein Hintergehen, ihr war klar, dass allein so ein Gespräch vorher schon eine enorme Sprengkraft hat, gleichzeitig aber auch ein großer Vertrauensbeweis: Ich zeige mich offen, verletzlich und traue uns und unserer Beziehung zu, dass zu wuppen.

Aber eines wusste Linda auch: Ein Verzicht hätte sie als Verrat an sich selbst empfunden. Und es kann jederzeit wieder passieren: Das Verlieben, Begehren einer anderen Person. Langfristig hätte dieses Verzichten, Linda sagte dazu ‚Unterdrücken‘, die Beziehung ausgehöhlt.

Konkret werden

Linda und Ben informierten sich, sprachen mit Paaren, die offen lieben, waren total erstaunt, wie viele dies schon praktizieren oder andenken. Es brauchte seine Zeit, sich damit anzufreunden, es zu wagen.
Sie legten für sich Grenzen fest:
Emotionale Treue, diese bleibt exklusiv.
Wenn sie bemerken, dass sie Gefühle für jemanden entwickeln, wird die Außenbeziehung beendet, um die Beziehung nicht zu gefährden. Linda konnte sich auf Franzi einlassen, ihre Verliebtheit leben. Wobei aber auch Franzi ganz klar wusste, woran sie war. Ben und Linda bemerkten, dass dies ihrer Beziehung richtig Schwung verlieh, Linda schwebte und Ben verliebte sich neu in sie.
Ben: Ich gönne es ihr, denn ich liebe sie.

Fazit

Offen und klar miteinander kommunizieren – Vorher!
Je klarer allen Beteiligten ist, auf was sie sich einlassen, welche verbindlichen Regeln gelten, kurz: Was geht und was geht nicht, eröffnet für jeden Chancen, eine offene Beziehung aktiv zu gestalten.

*Namen geändert